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Schlottermotz --- Kinder

 

Kindergeburtstage

Vorlesebücher Fips und Hamdi

Kinderbauten

Kinder-Erziehung

 

Die fünf Vorlesebücher Fips und Hamdi

kann man an dieser Stelle nicht herunter laden. Bei Interesse müsste man mit mir Kontakt aufnehmen.

 

Kurzbeschreibungen:

 

1. Buch: Das verlassene Haus

 

Fips und Hamdi sind zwei sehr gute Freunde. Am liebsten fahren sie Kanu auf dem großen Mühlenteich ihrer Heimatstadt und dem dazu gehörigen Fluss. Als sie eines Tages ein verlassenes Haus mit einem alten Schatz finden, wittern sie ein großes Abenteuer. Aber statt dessen geraten sie immer tiefer in eine Kriminalgeschichte. Mit viel Nachdenken und unerschrockenem Einsatz gelingt es ihnen, sich zu retten. Sie lösen nicht nur den Kriminalfall, sondern machen nebenbei auch viele andere Erfahrungen: Wie ein geachteter Herr zum Landstreicher wird - und umgekehrt, wie Familien getrennt werden und sich finden, wie liebenswert Außenseiter sein können, welche Sorgen die Erwachsenen haben. Was Fips und Hamdi erleben, kommt ohne simple Charakter-Klischees aus, sondern ist vielschichtig wie das reale Leben auch.

 

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2. Buch: Reise im Dunkeln

 

Fips und Hamdi sind seit langem sehr gute Freunde. Von einer neuen Freundin übernehmen sie den Auftrag, deren Vater, der auf rätselhafte Weise verschwunden ist, zu suchen. Zunächst kommen die beiden Jungen bei ihrer Detektivarbeit auch gut voran, doch dann werden sie plötzlich aus Versehen in eine völlig fremde Welt entführt. Dort fehlt ihnen jede Verständigungsmöglichkeit mit der Umgebung, sie besitzen nur noch das, was sie zufällig bei sich tragen und müssen sich obendrein noch verstecken. Aber Fips und Hamdi geraten nicht in Panik. Sie finden Unterschlupf bei einer vermeintlichen Hexe, passen sich der Umgebung an und beginnen, mit Geduld und Zielstrebigkeit die Rückkehr in ihre Heimat zu organisieren. Nebenbei lernen sie die Schicksale unterschiedlicher Migranten kennen und erleben die seltsamsten Abenteuer. Trotzdem ist ihre Geschichte so realistisch, dass sie der jugendliche Leser tatsächlich auch hätte erleben können.

 

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 3. Buch: Wo ist Marlene?

 

Fips und Hamdi sind seit langem sehr gute Freunde, die, wenn es sich ergibt, auch ab und zu einen Kriminalfall lösen. Ein kleines Mädchen wird ohne ersichtlichen Grund entführt. Nach detektivischer Kleinarbeit führt eine heiße Spur die beiden aus ihrer Kleinstadt nach Hamburg. Obwohl völlig unerfahren mit einer Millionenstadt bewegen sich die Freunde unerschrocken und mit rasantem Tempo auf Straßen, Schienen und Wasserwegen durch die gegensätzlichsten Stadtteile der Hafenmetropole. Es bleibt den beiden auch nichts anderes übrig, weil sie der Gesuchten ständig auf der Spur bleiben wollen und obendrein auch noch glauben, von der Polizei verfolgt zu werden. Dabei lernen sie Jugendliche aus unterschiedlichen Randgruppen der Großstadt kennen - arme, reiche, behinderte, kriminelle - die ihnen jeweils auf ihre Weise entscheidend helfen. So löst sich der Kriminalfall schließlich - wenn auch auf völlig unerwartete Weise.

 

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 4. Buch: Auf dem Wolkenweg

 

Fips und Hamdi, die sich mit ihren Familien gerade im Urlaub befinden, sind seit langem sehr gute Freunde. Sie lernen am Urlaubsort ein Mädchen kennen, das plötzlich mit Problemen konfrontiert wird. Um sie zu retten, folgen die Jungen ihr in die Schweizer Berge und werden dort vom Wetter überrascht. Der Kontakt mit einer rätselhaften kriminellen Bande bringt sie einerseits in Gefahr, andererseits aber auch aus der gefährlichen Bergwelt zurück ins Tal. Während Fips nebenbei den Kriminalfall löst, gerät Hamdi in große Schwierigkeiten. Gemeinsam mit seinem Vater setzt sich Fips schließlich gegen Verbrecher, Polizei und Justiz durch und rettet auch seinen Freund.

 

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 5. Buch: Im Eiskeller

 

Fips und Hamdi sind seit langem sehr gute Freunde, die sich in ihrer Heimatstadt Dimmental auf ein Bootsrennen vorbereiten, während sie gleichzeitig eine Gruppe interessanter Mädchen und eine undurchsichtige Umweltaktivistin kennen lernen. Dann aber explodiert bei Hamdis Vater im Betrieb eine Bombe, für die auch die Polizei keine Erklärung findet. Während die beiden Freunde nun gleichzeitig die Ursache für die Bombe suchen, den Mädchen nachstellen und sich mit der Umweltaktivistin gegenseitig austauschen, stellen sie fest, dass all das miteinander verzahnt ist und die Fäden in einer stillgelegten Brauerei zusammen laufen. Sie lernen die Arbeit von Umweltschützern, Journalisten und sogar Politikern kennen, aber auch die Aktivitäten von Rechtsradikalen, denen sie in die Quere kommen. Schließlich lösen sie den sehr ungewöhnlichen Kriminalfall nach spannenden Abenteuern in einem rasanten Finale.

 

 

 

Rezepte zur Kindererziehung

(von Klaus Gärtner, Version 2.1)



Nach welchem Rezept erziehe ich mein Kind optimal? Wenn das so einfach wäre! Erziehung ist eine völlig natürliche Angelegenheit und braucht eigentlich kein Rezept. Aber gerade heutzutage sind viele Eltern völlig verunsichert. Ein paar Einsichten und Tipps eines Pädagogen können da durchaus hilfreich sein. Da Erziehung etwas sehr Komplexes ist, tut sich schnell ein Dilemma auf: Einerseits braucht man als Laie kurze, klare, überschaubare Konzepte. Und die kann ich bieten. Aber andererseits muss man immer auch wissen, dass die Regeln der Erziehung nicht naturwissenschaftlichen Gesetzen gleichen. Immer kann es auch anders sein, meistens muss sehr viel mitbedacht werden, was man in der Kürze gar nicht aufschreiben kann. Trotzdem sind die Grundzüge auch in der Erziehung einfach zu verstehen. Und in diesem Fall muss man wirklich nicht viel lesen!

Und darum geht es:

Erziehung ist nötig!

Das Animalische im Kulturwesen Mensch

Bezugspersonen und Vorbilder

Die zentrale Rolle der Zuwendung

Wie liebt man ein Kind?

Die Rangordnung in der Bezugsgruppe

Die objektivierte Anordnung

Die dehnbare Grenze

Gezieltes Erziehen

Die Konditionierungsfalle

Anregen und Fördern

Das Gegenteil von Fördern: Der Bildschirm

Gesundheit fördern

Materielle Ausstattung der Kinder

Die Schule

Problemfall Junge

Kinderarbeit

Trost für Eltern





Erziehung ist nötig!

Das ist Ihnen doch sicherlich auch schon aufgefallen: Die Mehrheit der deutschen Eltern erzieht ihre Kinder heute nicht mehr, was gesellschaftlich durchaus anerkannt ist. Man hat sich daran gewöhnt, dass Kinder nicht mehr erzogen werden. Man akzeptiert, dass sich Eltern diese Mühe nicht mehr machen wollen. Dabei ist Kindererziehung nicht besonders schwierig. Man muss nicht studiert haben, um seine eigenen Kinder gut zu erziehen. Aber es macht Mühe. Und genau diese Mühe möchten sich die Menschen heute nicht mehr machen. Manche entscheiden sich von vornherein, keine Kinder zu haben. Und die, die Kinder haben, versuchen die Erziehung zu umgehen.

Die Erziehungsverweigerung ist teilweise durchaus verständlich. Einerseits fühlen sich Eltern von den pädagogischen Irrlehren der 68er, die heute noch massiv nachwirken, stark verunsichert. Was darf ich von meinem Kind noch fordern, ohne es zu überfordern? Andererseits werden Eltern heute außerhalb der Familie stark beansprucht und bei der Kindererziehung von der Gesellschaft weitgehend allein gelassen. Und drittens will die Konsumindustrie Geld verdienen und beeinflusst die Individuen der Gesellschaft mit großem Aufwand, Zeit mit Geldausgeben statt mit sozialen Bindungen zu verbringen. Es ist schwer, sich den Strömungen der Gesellschaft zu widersetzen.

Die Erziehungsverweigerer haben sich etliche Lebenslügen zurecht gelegt, mit denen ihr mangelnder Einsatz als gut und sinnvoll verbrämt werden soll. Beispiele:

Ich vertraue meinem Kind und muss es nicht kontrollieren“ heißt übersetzt in die Realität: „Ich habe weder Lust noch Zeit, zu verfolgen, was möglicherweise nicht gut ist für mein Kind. Deshalb kümmere ich mich besser nicht darum.“

Mein Kind muss selbst entscheiden, was es tut, und selbst die Folgen spüren“ heißt übersetzt in die Realität: „Ich bin zu feige, für mein Kind Entscheidungen zu treffen. Wenn ich sie meinem Kind überlasse, bin ich bei Fehlentscheidungen auch nicht verantwortlich, und mein Kind muss die Verantwortung selbst tragen.“

Mein Kind liebt es so sehr, vor dem Fernseher (dem Computer, der Spielkonsole) zu sitzen. Das will ich ihm nicht vermiesen“ heißt übersetzt in die Realität: „Ich selbst will und kann mich nicht mit meinem Kind beschäftigen. Da ist der Bildschirm der billigste Babysitter.“

Die Kinder leiden darunter. Sicherlich führt die mangelnde Erziehung dazu, dass die jetzigen Kinder nicht gut auf das Leben vorbereitet werden. Aber das ist das kleinere Problem. Menschen sind sehr lernfähig, und was Hänschen nicht gelernt hat, lernt Hans allemal noch. „Das Leben“ wird die Kinder schon nacherziehen. Sie haben zwar gegenüber den erzogenen Kindern einen erheblichen Nachteil, aber Erziehung findet auch im Erwachsenenleben statt. Das Hauptproblem der unerzogenen Kinder ist, dass sie schon als Kinder unglücklich werden. Wie das, werden sie fragen, gerade ein Kind, das alles darf, muss doch besonders glücklich sein. Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Ein unerzogenes Kind kann Ansprüche an sich nicht erfüllen, auch die nicht, die es selbst an sich stellt, und wird zunehmend unglücklicher. Beobachten Sie es selbst: Die unerzogenen Kinder sind nicht fröhlicher und unbeschwerter, sondern unzufriedener, zänkischer, trauriger, mit anderen Worten unglücklicher als die erzogenen. Das ist an sich schon schlimm genug, denn ich gönne keinem Kind ein Unglück. Und das gefühlte Unglück aus der Kindheit begleitet die Psyche der Erwachsenen noch oft sehr hartnäckig. Also:

Erziehung ist vor allem notwendig, damit die Kinder unbeschwert und glücklich aufwachsen können

Und auch die Eltern entgehen den Folgen ihres mangelnden Einsatzes nicht. Wenn das nicht erzogene Kind erst 14 Jahre alt ist, rächen sich ihre Fehler. Die Kinder sind erfolglos in der Schule, renitent zu Hause, verweigern sich, suchen sich eine eigene Subkultur, mit der sie keinen gesellschaftlichen Erfolg mehr haben können. Die verschreckten Eltern suchen dann Ärzte und Psychiater auf ohne sich einzugestehen, dass ihr Kind überhaupt nicht krank ist, sondern nur nicht erzogen wurde. Mit anderen Worten: Dass ihr Kind von den eigenen Eltern ins Unglücklichsein gestoßen wurde.



Das Animalische im Kulturwesen Mensch

Erziehung ist Arbeit am Menschen. Deshalb muss man den Menschen kennen. Im Gegensatz zu der Ideologie der 68er ist in jedem Menschen ein Großteil seines Verhaltens angeboren, von Anfang an festgelegt. Genauso wie man das Aussehen eines Menschen mehr oder weniger stark in dem Aussehen seiner Eltern und Großeltern wiederfindet, vererbt sich auch ein bedeutender Teil des Charakters. Das zu leugnen entspricht einfach nicht den Tatsachen und kann bei Erziehung großen Schaden hervorrufen. Ein Ideal zu haben, wie das Endprodukt der Erziehung aussehen soll, bevorzugt nur die, die von vornherein diesem Ideal entsprechen, während andere leiden. Gleichmacherei bringt nichts, da jedes Baby schon von Natur aus anders ist. Eltern, die mehrere Kinder haben und alle gleich erzogen, werden das sofort bestätigen.

Bei der Erziehung kann es also nur darum gehen, die eigenen Anlagen des Kindes möglichst optimal zu entwickeln, das Kind in der Gesellschaft einen Platz finden zu lassen und ihm eine glückliche Kindheit zu gönnen.

So weit das Ziel. Aber auch um einen Weg dahin zu finden, kommt man nicht umhin, sich immer wieder mit angeborenen Verhaltensweisen befassen, und zwar nicht nur mit denen, die einen Menschen zum Individuum machen, sondern auch mit solchen, die allen Menschen – und auch vielen Tieren – zu eigen sind. Menschen zeichnen sich zwar durch eine sehr hohe Lern- und Anpassunsfähigkeit aus, bilden Kultur und können sich damit weitgehend über ihre angeborenen Instinkte hinwegsetzen. Aber sie sind auch ein Produkt der animalischen Biologie. Wenn ein Kind geboren wird, hat es erst einmal nichts anderes als seine angeborenen Instinkte, um zu überleben, und deshalb spielen diese bei der Erziehung die Hauptrolle. Ich werde also im Folgenden immer wieder auf Instinkte und Verhalten von Urmenschen zurück kommen müssen.



Bezugspersonen und Vorbilder

Das Kind „weiß“ instinktiv ab seiner Geburt, dass es ohne die Hilfe eines Erwachsenen nicht überleben kann. Es akzeptiert ohne Probleme eine Bezugsperson, und sobald es laufen kann, läuft es dieser Person buchstäblich nach. Meistens wird dies die eigene Mutter sein, die das Kind schon aus Zeiten vor der Geburt kennt. Es muss aber keineswegs die Mutter sein. Es gibt keine angeborene Präferenz für „die Mutter“, sondern die Mutter hat sich die Sonderstellung selbst erarbeitet, indem sie von Anfang an ihr Kind mit Nahrung, Wärme, Körperpflege und Zuwendung versorgt hat. Es ist aber erstaunlich, wie schnell man ein Kind, besonders wenn es sehr klein ist, auf eine andere Bezugsperson umgewöhnen kann, auch wenn Mütter dies sicherlich nicht gern hören. Der vordringliche Instinkt des Kindes ist eben „ich brauche eine Bezugsperson“ und nicht „ich brauche eine bestimmte Bezugsperson“. Warum ist es mir so wichtig, den „Müttermythos“ zurück zu weisen? Ist das die Gelegenheit, mich an allen Müttern zu rächen, bei denen ich Grund dazu hätte? Natürlich nicht. Es ist einfach wichtig, die Tatsachen zu kennen. Und diese hat ja auch mindestens zwei sehr gute Seiten: Erstens kann jede Mutter mit Stolz von sich behaupten, dass ihre eigene Leistung zu der Sonderstellung zu ihrem Kind geführt hat und nicht ein biologischer Zusammenhang. Und zweitens gibt es Hoffnung für alle Kinder, deren Mutter verloren ging oder deren Mutter zur Erziehung nicht fähig ist: Es kann ohne weiteres eine andere Bezugsperson bekommen, oder mit anderen Worten: Erziehung ist immer noch weitgehend möglich.

Das Kind folgt seiner Bezugsperson. Das Kind nicht zu enttäuschen, sondern zuverlässig immer da zu sein oder dafür zu sorgen, dass ein zuverlässiger Ersatz da ist, ist der erste Schritt zur Erziehung. Das Kind wird versuchen, alles nachzumachen, was die Bezugsperson ihm vormacht. Die Bezugsperson ist sein Vorbild. Wer Kinder erzieht, sollte sich das zunutze machen und sich selbst so verhalten, wie man gern möchte, dass sich das Kind zunehmend auch verhält. Mindestens bis ein Kind 14 Jahre alt ist, funktioniert das wunderbar.

Allerdings braucht das Kind mit zunehmendem Alter mehr Bezugspersonen als nur eine. Das zu gewährleisten, ist in unserer heutigen Gesellschaft ein Problem. In einer steinzeitlichen Horde wäre es völlig selbstverständlich, dass ein Kind zunehmend von allen irgendwie erzogen wird, nicht nur von den eigenen Eltern. Noch bis hin zur bäuerlichen Großfamilie und entsprechender Dorfgemeinschaft gab es in dieser Hinsicht kein Problem. Aber die Vereinzelung, in der wir heute leben, in der bestenfalls nur zwei Eltern, oft aber nur eine alleinerziehende Mutter zuständig sein soll, wird dem Kind nicht gerecht. Darüber hinaus ist es absurd, von einer Mutter zu verlangen, dass sie von der Geburt bis zum 20. Lebensjahr ihres Kindes für alles verantwortlich ist. Das überfordert schlicht jeden noch so gutwilligen Menschen. Abgesehen davon brauchen z.B. Jungen unbedingt Männer zum Vorbild. (Das heißt jetzt nicht, dass Mädchen keine männlichen Bezugspersonen brauchten, wenn auch nicht als Vorbild, wohl aber um selbstbestimmte, an ihrem eigenen Bedürfnis orientierte Fähigkeiten zu Freundschaft und Liebesbeziehung zu entwickeln.)

Seien Sie Ihrem Kind möglichst ein Vorbild, und halten Sie rechtzeitig Ausschau nach weiteren geeigneten Vorbildern, die Sie in das Leben Ihres Kindes einbinden.



Die zentrale Rolle der Zuwendung

Kinder brauchen unbedingt die Zuwendung ihrer Bezugsperson. Wenn sie diese nicht genügend bekommen, werden sie noch als Erwachsene nach Zuwendung lechzen und kein souveränes Verhältnis zu anderen Menschen aufbauen können. Vernachlässigte Kinder erkennen Sie daran, dass sie jedem Erwachsenen nachlaufen. So stark ist das Verlangen nach Zuwendung!

Was ist das: Zuwendung? Es bedeutet nicht, dass Sie mit Ihrem Kind spielen sollen. Kinder sollen allein oder mit anderen Kindern spielen. Zuwendung heißt das, was in dem Wort schon drinsteckt. Sie wenden sich Ihrem Kind zu, sie hören Ihrem Kind zu, auch wenn es lange erzählt. Sie zeigen dem Kind, dass Sie sich für seine Belange, seine Erfolge, seine Trauer interessieren. Sie fragen nach.

Bestätigen Sie Ihr Kind in seinem eigenen Wert und in dem Wert, den es für Sie hat. Sagen Sie ihm, das es gut aussieht. Wenn Sie etwas tun, etwas verwalten, etwas gestalten, soll das Kind erkennen, dass es auch darin vorkommt, dass seine Belange in angemessenem Maß berücksichtigt wurden.

Ein Kind wird in erster Linie durch Zuwendung erzogen!

Toben Sie mit Ihrem Kind! Ein Kind braucht viel Bewegung. Schieben Sie dies nicht auf einen Sportverein ab, toben Sie selbst mit Ihren Kindern! Powern Sie Ihre Kinder aus, die werden begeistert sein. Damit schaffen Sie eine innigere Verbindung zum Kind als durch viele andere Maßnahmen. Und Sie helfen Ihrer eigenen Fitness!

Schaffen Sie kindgerechte Rituale! Kinder suchen nach Halt in Ihrem Leben und sind viel zwanghafter als Erwachsene. Sie möchten gern immer dasselbe. Sie möchten sich gern verlassen können. Die tägliche Gute-Nacht-Geschichte gehört genauso dazu wie jährliche Feste. In solchen Ritualen erkennt das Kind, dass es berücksichtigt wird.

Wie wichtig ist ein Vater bei alledem? Ist es nicht gerade die Mutter, die Zuwendung gibt? Abgesehen davon, dass Kinder heute fast männerlos aufwachsen (Mutter, Kindergärtnerin, Lehrerin), was niemals gut sein kann, haben Männer auch einige Vorzüge, die speziell Kindern helfen. Wenn Frauen erwachsen werden, werden sie in der Regel vernünftig. Männer dagegen spielen unbekümmert bis ins hohe Alter. Das kommt Kindern natürlich sehr entgegen. Männer spielen besser mit Kindern, weil sie selbst gern spielen. Und Männer toben besser mit Kindern, weil sie selbst gern toben. Und Männer sind besonders für Jungen ein unverzichtbares Vorbild. Kinder brauchen Zuwendung von beiden Geschlechtern.



Wie liebt man ein Kind?

Ein Kind sollte sich geliebt fühlen. Für sein Wohlergehen ist das wichtig, aber auch für den Erfolg von Erziehung. Also: Lieben Sie Ihr Kind!

Natürlich ist das eine sinnlose Aufforderung, denn Liebe lässt sich nicht befehlen. Ihr eigenes Kind lieben die Eltern in der Regel instinktiv, denn es transportiert die Gene der Eltern. Außerdem hat es etliche durchaus bekannte Merkmale und Eigenschaften, so dass es Eltern in der Regel leicht fällt, ihr Kind zu lieben. Aber auch fremde Kinder wollen geliebt sein, wenn man Erfolg in ihrer (professionellen) Erziehung haben will. Und dabei ist völlig klar, das einem nicht jedes Kind liegen kann. Wenn man sich klar geworden ist, welches Kind einem wirklich nicht besonders liegt, sollte man auf dieses Kind verstärkt achten. Man sollte zusehen, es besonders oft und besonders freundlich anzusprechen, ihm aufmerksam zuzuhören, es sehr gerecht zu behandeln. Dann wird sich das Kind genug geliebt fühlen, und nur darauf kommt es an. Dass die anderen Kinder dann etwas weniger aufmerksam behandelt werden, ist kein Problem, da sie den Vorteil haben, dem Erziehenden ohnehin mehr zu liegen. Es ist einfach erforderlich, seinen eigenen Gefühlen mit dem Verstand gegenzusteuern und damit einen Ausgleich zu schaffen.

Kinder zu lieben heißt auch, sie zu ertragen. Kinder machen Lärm, Kinder machen Unordnung, Kinder stören unabsichtlich, weil ihre Welt nicht die Welt der Erwachsenen ist. Wenn Sie dazu neigen, Lärm und Unordnung nur schwer zu ertragen, sollten Sie sich einem selbstbestimmten Trainingsprogramm unterziehen, um gegen die typischen Kindereigenschaften ein wenig immuner zu werden. Jedenfalls sollten Sie nicht umgekehrt versuchen, die Kinder sich selbst anzupassen, denn das behindert deren erfolgreiche Entwicklung. Kinder sind Kinder und müssen Kinder sein.



Die Rangordnung in der Bezugsgruppe

Der Hauptgrund, warum ein Kind unglücklich werden muss, wenn es nicht erzogen wird, hat mit der Rangordnung in der Bezugsgruppe zu tun. Auch dabei geht es weitgehend wieder um den animalischen Teil im Menschen, den man bei allem Stolz auf die Besonderheit eines Geisteswesens nie vergessen darf. Menschen leben natürlicherweise in Gruppen, ähnlich wie Wölfe oder Hühner. Ihr angeborenes Verhalten ist stark auf die Gruppe bezogen. In der Gruppe gibt es, ob man will oder nicht, immer eine Rangordnung. Hochgebildete Kulturmenschen können diese auch nur zum Teil ignorieren (so ist es immer wieder interessant zu beobachten, was alles abgeht, wenn sich eine neue Gruppe zusammen findet!), Kinder können es gar nicht, weil bei ihnen die angeborenen Verhaltensmuster noch eine größere Rolle spielen.

Wie jedes Individuum versucht ein Kind, möglichst Chef seiner Gruppe zu werden. Das ist angeboren, denn als Chef hat man die meisten Möglichkeiten. Dazu muss das Kind die anderen Mitglieder der Gruppe, in unserem Fall der Familie, also die Eltern, dazu bringen, seinem Willen zu folgen. Das darf man auf keinen Fall zulassen. Dem Kind muss immer wieder klar gemacht werden, dass die Eltern, und nicht es selbst, Chef der Familie sind. Das Kind wird sich problemlos darauf einstellen und seine Eltern achten und lieben, aber es wird immer wieder versuchen, einen neuen Anlauf zum Chef zu machen, der dann ebenfalls deutlich zurück gewiesen werden muss. Gemacht wird, was die Eltern sagen, und damit basta.

Warum hat das Nichtbeachten dieser Regel, die eigentlich ja schon immer galt, in der Folge der 68er-Lehren zu so viel unglücklichen Kindern geführt? Das hat zwei Gründe: Erstens ist das Aufstreben in der Gruppe nicht das einzige und nicht das wichtigste Ziel des Kindes. Es sucht nach Geborgenheit. Und das ist ja auch klar, denn es kommt völlig hilflos auf die Welt und bleibt es mehr oder weniger mehr als ein Dutzend Jahre. Der Gedanke „meine Eltern regeln, entscheiden, machen das für mich, so wie es für mich gut ist“ ist sehr wichtig, und er fehlt, wenn die Eltern sich dieser Verantwortung entziehen. Obwohl ein Kind, das Chef sein darf, viele Freiheiten hat, wird es immer unsicherer. Sie können in Ihrer Umgebung leicht fehlerzogene Kinder beobachten, denen Selbstsicherheit völlig fehlt. (Lassen Sie sich nicht täuschen von dem polterhaften Auftreten solcher Kinder, hinter denen sie ihre Unsicherheit verbergen!) Mangel an Selbstsicherheit ist eine Quelle für viele Übel.

Zweitens ist das Kind ja faktisch gar nicht in der Lage, die Stelle des Chefs auszuführen. Dafür hat es viel zu wenig Übersicht und Erfahrung. Wenn man ein Kind Chef sein lässt, wird die Welt um es herum immer verlogener. Die Eltern müssen heimlich machen, was sie für richtig halten, und das Kind macht die Erfahrung, immer wieder zu versagen. Genau diese Erfahrung sollten Kinder nicht machen! Wenn sie von den Eltern hören: „Du hast es doch selbst so gewollt, nun siehst du, was du davon hast!“ hilft dies einem Kind überhaupt nicht, wenn es sich um eine Entscheidung handelt, die noch gar nicht in seinem Verantwortungshorizont liegt. Das Kind wird nicht für die Zukunft daraus lernen, dass es sich in der Vergangenheit die falsche Schule ausgesucht hat. Es wird nur frustriert sein und sich als Versager fühlen. Und genau das sollte es nicht, siehe oben.

Kinder sollten sich niemals als Versager fühlen.

Kleinere Kinder, denen man den Willen lässt, werden quengelig, heulen mehr als normal, schreien, schlagen eventuell auf ihre Eltern ein, sind sich selbst und der Umgebung eine Last. Größere Kinder, die in derselben Weise überfordert werden, sind Schulversager, werden dick, beschäftigen sich am Ende nur noch mit sich selbst oder schließen sich obskuren Gruppen an. Gut erzogene Kinder ruhen in sich selbst und sind erfolgreich – im Idealfall, denn jeder Mensch ist anders, und manche Kinder geraten trotz aller Mühe ihrer Eltern nicht, aber ohne Erziehung wird es nur schlimmer, garantiert nicht besser.

Sie müssen Ihr Kind also in die Schranken verweisen, wenn es die von Ihnen gesetzten Grenzen überschreitet. Vergessen Sie dabei bitte auch nicht, dass das letzte Mittel, sich durchzusetzen, immer die Gewalt ist. Das ist in einem geordneten Staatswesen genauso wie in der Familie. Sie werden ihr Kind eventuell mit Gewalt zwingen müssen, etwas zu lassen, was sie nicht für gut befinden. Eine junge Französin, die ich zufällig beobachtete, zeigte ein schönes Beispiel: Ihr Kind war von dem Spielgerät vor dem Laden nicht weg zu bringen, schrie und zeterte. Die Mutter redete erst gut zu, dann zerrte sie ihr Kind von dem Gerät, hob es in die Luft, gab ihm einen Kuss und klemmte es in die Kinderkarre, mit der sie sofort los zog, während ihr Kind im Dauerton protestierte. Ohne Worte sagte die Mutter damit: „Ich habe dich lieb, aber du tust gefälligst, was ich dir sage!“

Seien sie also nicht feige. Sagen Sie Ihrem Kind mit Liebe, aber klar und deutlich, was es zu tun und zu lassen hat. Treffen Sie selbst letztlich die wichtigen Entscheidungen für Ihr Kind. Lassen sie sich Grenzüberschreitungen nicht gefallen.

Denken Sie aber daran, dass Sie Ihrem Kind nicht nur ständig etwas verbieten, sondern ihm auch etwas bieten sollten. Wenn Sie ihrem Kind also etwas verbieten müssen, weil es ihm schadet, dann sollten Sie hin und wieder darüber nachdenken, was Sie Ihrem Kind stattdessen anbieten können. Das Kind fühlt sich dann berücksichtigt, versteht Ihr Verbot leichter und wird im besten Fall auf einen besseren Weg gelenkt.



Die dehnbare Grenze

Wahrscheinlich werden Sie nun entrüstet einwenden, dass die Erziehung sich dann gar nicht mehr von der eines Hundes unterscheidet. Das ist im Prinzip auch richtig, denn auch der Hund ist ein Gruppenwesen und muss rechtzeitig seinen Platz – ganz unten! – zugewiesen bekommen, wenn es nicht zu Problemen kommen soll. Aber die Erziehung von Menschenkindern ist dann doch entscheidend anders und deshalb auch viel schwieriger. Der Hund lernt ein für allemal, und das reicht dann für sein Leben in der Familie. Ein Menschenkind muss immer neu lernen, immer wieder umlernen, weil sich sein Aktionskreis stetig erweitern soll. Die Erziehung eines Kindes muss auf seine zunehmende Entwicklung Rücksicht nehmen. Man kann es sich so vorstellen: Das Kind rennt immer wieder gegen seine Grenzen an, wird immer wieder an seine Grenzen erinnert, aber dabei werden die Grenzen langsam immer weiter zurück genommen. Das Anrennen des Kindes ist also nicht ganz erfolglos. Der Erwachsene weiß, dass das Kind mit zunehmender Entwicklung mehr Entscheidungsfreiraum braucht und stellt diesen zur Verfügung. Für das Kind sieht es so aus, als sei es mit seinem Anrennen erfolgreich. Erfolg gibt Selbstsicherheit und damit die beste Voraussetzung für eine weitere gute Entwicklung.

Das Geschick bei der Erziehung liegt vor allem darin, Grenzen nicht zu früh und nicht zu spät zu lockern. Das ist nicht einfach. Zum Beispiel kann und sollte man einem Kind durchaus schon von Geburt an die Entscheidung überlassen, wann es satt ist und wann nicht. Aber man kann selbst einen Vierzehnjährigen meistens noch nicht allein entscheiden lassen, ob er/sie warm genug angezogen ist, wenn er/sie aus dem Haus geht. Man kann es im Gefühl haben, was ein Kind in einem bestimmten Alter selbst entscheiden sollte, man kann darüber nachdenken, man kann sich auch beraten lassen. Aber grundsätzlich ist die Kunst, Kinder zu erziehen, nicht von intellektuellen Fähigkeiten abhängig. Das kann jeder.



Die objektivierte Anordnung

Was ein Kind darf, was es soll und was nicht, setzen die Eltern durch Anordnungen fest. Manche Eltern lassen ihren Anordnungen weitschweifige Begründungen folgen. Das ist weitgehend sinnlos, denn Begründungen werden von den Kindern zwar akustisch gehört, aber nicht wirklich aufgenommen. Sie interessieren sich nur für ihren Spielraum, darf ich oder darf ich nicht. Von einem Kollegen habe ich folgenden Spruch. Wenn einer seiner Schüler mit ihm diskutieren wollte, sah er ihm tief in die Augen und sagte: „Ich sagen, du machen!“ Sie glauben gar nicht, wie wirkungsvoll dieser blöde Spruch ist. Niemals protestiert jemand, niemals beschwert sich jemand, die Diskussion ist sofort beendet, die Anordnung wird akzeptiert. In den Jugendlichen läuft unbewusst ab: „Dies ist meine Gruppe – Boss hat Verantwortung, ich den Auftrag“.

Wenn man aber nicht ausnahmsweise, sondern regelmäßig auf diese Weise seine Anordnungen „begründet“, haben die Kinder das Gefühl, herumkommandiert zu werden. Für Kinder ist es sehr wichtig, dass sie nicht das Gefühl haben, den Launen ihrer Erzieher ausgesetzt zu sein. Sie wollen klare Regeln, an die sich auch ihre Erzieher halten. Dann fühlen sie sich ernst genommen, dann steigt ihr Selbstwertgefühl, dann folgen sie Anordnungen bereitwilliger. Dazu ist hilfreich, dass gewisse Regeln immer gelten. Wenn bei einer Familiensitzung die Arbeitsaufteilung besprochen wurde, muss der Sohn eben immer den Müll herunter bringen. Das macht er nie gern, aber es schleift sich ein wie ein Gesetz. Eltern können Anordnungen auch von objektiven Bedingungen abhängig machen, wie z.B. „Wenn das Außenthermometer mindestens 15 Grad zeigt, darfst du ohne Jacke das Haus verlassen.“ In den Kindern wächst dann das Gefühl, nicht von ihren Eltern kommandiert zu werden, sondern von ganz objektiven Bedingungen abhängig zu sein.

Kinder mögen objektivierte Anordnungen, die Ihnen das Gefühl geben, nicht so sehr von der Tageslaune ihrer Erzieher abhängig zu sein.

Kinder haben ein starkes Gefühl dafür, was sie als „Gerechtigkeit“ empfinden. Erzieher sollten dem entsprechen und sich selbst ihren eigenen Regeln unterwerfen.

Konsequent oder inkonsequent? Alles Gesagte ist nur möglich, wenn Eltern ihren Kindern gegenüber konsequent sind. Dennoch ist die oft gehörte Regel, man müsse unter allen Umständen immer konsequent sein, falsch. Wenn es zum Vorteil des Kindes gereicht, dürfen Sie gern einmal Ausnahmen machen („Du hast heute so wenig Zeit, da bringe ich den Müll für dich herunter!“) Die Ausnahmen sollten wirklich Ausnahmen sein. Sie vermitteln dem Kind, dass es geliebt wird und dass es nicht einem unerbittlichen Automatismus unterworfen ist. Und Eltern, die von ihrer Natur aus weniger zu konsequentem Verhalten neigen, sollten sich nicht unnatürlich verbiegen, nur um Erziehungsmaximen gerecht zu werden. Menschen – auch Eltern – sind eben verschieden, selbst die Elternteile verhalten sich unterschiedlich. Kinder können sich sehr gut darauf einstellen, und es entsteht im Grunde auch kein Problem, wenn ein Elternteil konsequenter ist als das andere. Die Absprache zwischen den Eltern muss aber so weit gehen, dass

- nicht ein Elternteil erlaubt, was das andere gerade verboten hat – oder umgekehrt,

- aus Sicht des Kindes ein Elternteil immer als das „strenge“, das andere als das „liebe“ gilt,

- Inkonsequenz nicht zum Nachteil des Kindes führt (also erst erlauben, dann doch wieder nicht).



Gezieltes Erziehen

Kinder werden also erzogen, indem man ihnen zeigt, dass man sie lieb hat, indem man ihnen ein Vorbild ist, indem man sie in ihre Grenzen verweist. Das alles ist Erziehung, eine sehr effektive, aber allgemein gehaltene, ungezielte Erziehung. Selbstverständlich möchte der Erziehende aber auch manchmal ganz gezielt das Verhalten seines Kindes beeinflussen. In der Regel geschieht dies in der Familie dadurch, dass ein Kind etwas Unerwünschtes tut und dann von den Eltern kritisiert oder ausgeschimpft wird. In einer gut funktionierenden Familie ist diese Methode auch erfolgreich, aber das liegt daran, dass die Erziehungsvorgänge in einer Familie sehr komplex sind und außer dem Ausschimpfen noch viele andere Dinge unterschwellig mitlaufen. Für sich betrachtet ist Schimpfe oder Strafe nicht die effektivste Maßnahme zu einer gewünschten Verhaltensänderung. Das gilt besonders dann, wenn man nicht die eigenen, sondern fremde Kinder erziehen will, zu denen man kein familiäres Verhältnis hat.

Die effektivste Methode, Verhaltensänderung herbei zu führen, ist das, was die Fachleute „Konditionierung“ nennen. Als Vorbedingung muss man dazu „Bindung und Beziehung“ zu dem Kind aufbauen, damit dem Kind nicht das, was man selbst tut, völlig gleichgültig ist. Dazu reicht es, dass man mit dem Kind Umgang hat und dass das Kind davon ausgeht, man sei an ihm und seinem Wohlergehen interessiert. Manche Menschen haben generell ein derartiges Verhältnis zu Kindern, andere müssen es sich direkt vornehmen. (Viele Lehrer in Schulen versagen gerade deshalb, weil sie den Kindern nicht das Gefühl vermitteln können, dass sie an ihnen wirklich aufrichtig interessiert sind.)

Ein solches Verhältnis also vorausgesetzt reagiert man nun genau umgekehrt zum Schimpfen: Man reagiert nicht auf das unerwünschte, sondern auf das erwünschte Verhalten des Kindes mit positiver Rückmeldung. Dazu muss man warten, bis das erwünschte Verhalten erst einmal auftaucht, aber Kinder verhalten sich immer irgendwie auch erwünscht. Die positive Rückmeldung sollte möglichst schnell und möglichst direkt erfolgen. Sie kann aus freundlicher Zuwendung, aus Lob, aus Belohnung usw. bestehen. Es ist wichtig, etwas Angemessenes zu wählen und nicht zu übertreiben, sonst verliert man in den Augen des Kindes die Glaubwürdigkeit. Unerwünschtes Verhalten wird stirnrunzelnd ignoriert. Höhere Lebewesen, also auch Menschen, sind so programmiert, dass sie Verhalten mit positiver Rückmeldung als erfolgreich ansehen und immer mehr verstärken. Auf diese Weise ändert man das Verhalten des Kindes nachhaltig, sanft und überaus erfolgreich.

Ein aktiver Konditionierer zu sein muss man erst Schritt für Schritt üben. Aber es lohnt sich ungemein.

Natürlich gibt es auch hier Grenzen der Möglichkeiten. Erstens kann es sein, dass außer Ihnen noch jemand anders Ihr Kind „konditioniert“, und zwar im genau entgegengesetzten Sinne. Beispiel: Sie konditionieren ihr Kind auf praktische, warme und kleidsame Kleidung, die anderen Kinder in der Schule konditionieren Ihr Kind dagegen auf die Mode. Wer gewinnt, ist da nicht ausgemacht. Und zweitens ist Ihr Kind als eigenes Individuum nun einmal so, wie es ist. Es kann sein, dass Sie gern etwas konditionieren wollen, was dieses spezielle Individuum einfach nicht annimmt. Aber abgesehen von solchen Ausnahmen ist und bleibt die Konditionierung das erfolgreichste Mittel zur Verhaltensänderung.



Die Konditionierungsfalle

Eltern konditioniernen ihre Kinder manchmal unbewusst mit völlig unerwünschten Folgen. Wenn z.B. ein Kind normalerweise nicht viel Zuwendung bekommt, sich die Mutter aber intensiv kümmert, wenn es krank wird, muss man sich nicht wundern, wenn das Kind immer öfter krank wird. Da greifen dieselben Mechanismen wie oben beschrieben. Wenn ein Kind gerade dann immer im Mittelpunkt der Familie steht, wenn es schlechte Schulleistungen zu beklagen gibt, werden die Leistungen immer schlechter. (Dieser Mechanismus kann im Extremfall so weit gehen, dass ein Kind immer wieder etwas anstellt, um geschlagen zu werden, weil Schläge die einzige Zuwendung sind, die es von den Eltern bekommt!)

Als Eltern müssen Sie sich dazu zwingen, Ihr Kind nicht in den Mittelpunkt zu stellen, wenn es unerwünschtes Verhalten zeigt, denn sonst verstärken Sie dieses Verhalten. Unangemessenes Verhalten sollten Sie so knapp wie möglich quittieren und dann mit Nichtbeachtung strafen. Die Zuwendung zu einem kranken Kind sollte die zu einem gesunden nicht mehr übersteigen, als unbedingt notwendig, usw.

Das beste Mittel gegen Fehlkonditionierung ist möglichst viel Zuwendung im Normalfall, also bei angemessenem Verhalten.



 

Anregen und Fördern

 

Sicherlich wollen Sie nicht nur, dass Ihr Kind bestimmte Verhaltensweisen erlernt oder verlernt, sondern sie haben auch den Wunsch, dass ihr Kind möglichst optimal auf sein späteres Leben vorbereitet wird, damit es dort erfolgreich und glücklich werden kann. Sie wollen ihr Kind fördern. Das ist insgesamt leichter als man denkt, wenn man den passenden Blickwinkel dazu erworben hat.

Zunächst muss das Kind genügend Anregung finden. Ein „anregungsarmes Elternhaus“ nennt man ein solches, in dem über wenige Themen gesprochen wird, schon gar nicht über Themen, die über das Elternhaus hinausgehen, indem man seine Zeit mit Essen und Fernsehen verbringt, in dem es keine Bücher gibt, in dem man weder Musik macht noch Sport treibt, niemals ausgeht . . . Das ist jetzt sicherlich übertrieben, aber Sie wissen, was gemeint ist. Ein Kind kann sich in einem solchen Elternhaus nicht entwickeln, unabhängig von seinen Begabungen. Es sieht nichts, was es nachmachen könnte. Es erlebt keine Erfolge. Es übt sich nicht in sozialen Beziehungen. Und es trainiert schon gar nicht seine Intelligenz.

Ein anregungsreiches Elternhaus wäre dann genau umgekehrt ausgestattet, und das Kind wird allein durch seine Umgebung, ohne dass ihm irgendetwas aufgezwängt würde, optimal angeregt und kann sich hervorragend entwickeln.

Und hier ist auch schon der wichtigste Punkt angesprochen, den bemühte Eltern oft übersehen: Es geht nicht darum, dem Kind „lehrreiche“ Bücher zu schenken, ihm Klavierunterricht und Ballettstunden zu besorgen usw. Das kann ganz heftig daneben gehen, wenn sich das Kind zu Recht dagegen wehrt. Nein, es geht um die unaufgedrängten, einfach von den anderen Personen des täglichen Umgangs tatsächlich ausgeübten Verhaltensweisen, die ein Kind aufnimmt, nachmacht, ausprobiert. Wer seinem Kind eine anregungsreiche Umgebung schaffen will, muss sein eigenes Umfeld danach ausrichten. Er muss sich mit dem Kind beschäftigen, Ausflüge zu den unterschiedlichsten Zielen machen, mit anderen über weltbewegende Themen sprechen, am besten selbst Sport treiben oder Musik machen oder seinem Kind eine entsprechende Umgebung verschaffen. Wenn er (z.B. als Migrant) mehrere Sprachen spricht, sollte er diese seinem Kind auch beibringen. Wenn es möglich ist, sollte er sein Kind in seine berufliche Tätigkeit hineinsehen lassen Es ist wirklich nicht möglich, jetzt alle Beispiele aufzuzählen. Niemand kann sein Leben allein darauf ausrichten, seinem Kind eine anregungsreiche Umgebung zu schaffen. Aber die Richtung muss stimmen. Haben Sie bemerkt, dass alle Beispiele, die ich genannt habe, nicht von der formalen Bildung oder dem Reichtum der Eltern abhängen?

Selbst bei Babys und Kleinkindern ist Anregung enorm wichtig. Wenn die Mutter Schlaflieder singt, der Vater ein buntes Mobile übers Bettchen hängt (oder umgekehrt!), wenn Eltern ihr Kind nicht abstellen, sondern mit sich herumtragen – das alles trägt dazu bei, dass ein Baby sein Gehirn trainiert. Babys lernen unglaublich viel und schnell! Das geht dem Kind nie wieder verloren.

Nur für außergewöhnliche Förderung, die notwendig wird, wenn das Kind eine ganz spezielle Begabung oder ein spezielles Defizit hat, ist der Rat von Fachleute unumgänglich. Im Normalfall reicht es, wenn Eltern, die Begabungen bei ihrem Kind bemerken, ihr Kind für seine Erfolge loben und ihm die Möglichkeit zu weiteren Erfolgen geben. So wird das Kind ganz natürlich und ohne Eingriff von außen gefördert.

Eltern sollten ihr Kind nicht einfach nur aufwachsen lassen, sondern auch fördern. Das geschieht zuallererst durch eine anregungsreiche Umgebung. Dazu gehört nicht nur die eigene Familie. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind viel Kontakt mit anderen Kindern hat. Überlassen Sie auch das nicht dem Zufall, sondern sorgen Sie dafür, dass es Kinder sind, die Ihnen gefallen. Sie schaffen damit eine Umgebung, an die sich Ihr Kind anpasst. Ab dem Alter von drei Jahren sollte ein Kind unbedingt in einen Kindergarten gehen, damit es verstärkt Kontakt hat mit fremden, gleichaltrigen Kindern. (Selbstverständlich sollte der Kindergarten das normale Vorschulprogramm durchführen.)

Lassen Sie Ihr Kind möglichst früh schwimmen lernen, am besten durch die Eltern selbst. Auch Radfahren sollte ein Kind früh lernen, niemals mit Stützrädern, sondern zunächst mit Laufrad. Balance und Körpergefühl erlernt ein Kind am besten in frühem Alter. Generell sollte sich ein Kind sehr viel bewegen. Es lernt dabei mehr als in Lernprogrammen.

Lassen Sie Ihr Kind lernen, wie man Enttäuschungen wegsteckt. Trösten Sie Ihr Kind, aber ersparen Sie ihm nicht, Spiele auch zu verlieren. Auch Wünsche werden nicht immer erfüllt.

Wenn Ihr Kind in die Schule geht, sollten Sie das Lesen fördern. Lesen ist einer der wichtigsten Intelligenzförderer. Sie könnten Ihrem Kind erlauben, abends im Bett noch zu lesen. Das tun Kinder gern, weil sie (hormonell bedingt) nur ungern früher schlafen als die Erwachsenen. Die Bücher, die am Bett stehen, haben Sie natürlich als kind- und altersgerecht ausgewählt oder auswählen lassen.

Und dann kommt natürlich auch die Anmeldung in einem Sportverein, in einem Chor usw. in Frage. Wenn ein Kind früh lernt, mit Freude in solchen Gruppen mitzumachen, lernt es sehr viel für seine Lebenstüchtigkeit. (Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass ich meistens die Bereiche Sport und Musik als Beispiel wähle. Diese Bereiche sind es aber tatsächlich, die Ihr Kind sehr nachdrücklich fördern. Eine Bastel- oder Theatergruppe wäre ebenso ideal, aber nicht so leicht zu bekommen.)

 

Das Gegenteil von Fördern: Der Bildschirm

Natürlich ist es für Eltern bequem, wenn ein Kind vor dem Fernseher sitzt. Es ist von dem Geschehen gefesselt und stört niemanden. Aber das Sitzen vorm Bildschirm – Fernseher, Computer, Spielkonsole usw. – verursacht bei einem Kind genau das Gegenteil von Förderung: Es macht ein Kind dumm. Dabei spielt es wenig eine Rolle, welchen Film das Kind gerade sieht. Auch lehrreiche Filme sind für Kinder schädlich.

Warum ist das so?

Fantasieanregung: Optimal ist es, wenn ein Kind liest. Aus diesen kleinen schwarzen Zeichen auf Papier muss es sich dann einen Sinn erschließen, sich eine Handlung vorstellen, in seiner Fantasie sich die Personen ausmalen, die Umgebung und vieles mehr. Das fördert ein Gehirn in hohem Maße. Bei einem Hörspiel sind die Stimmen und die Betonung der Sprache schon vorgegeben. Aber immer noch muss der Hörer sich mit seiner Fantasie die Personen und die Umgebung vorstellen. Aber bei einem Film ist alles vorgegeben. Der Vorstellungskraft bleibt überhaupt kein Raum. Als Gehirntraining ist der Film völlig untauglich.

Kommunikation: Der Bildschirm spricht einseitig zu dem Zuschauer. Niemals ist es möglich, umgekehrt etwas zu dem zu sagen oder etwas zu tun, in die Handlung einzugreifen. Wenn Ihr Kind mit Puppen spielt, allein oder mit anderen Kindern, lernt es tausendfach mehr. Die Puppe antwortet zwar auch nicht wirklich, aber in der Fantasie des Kindes antwortet sie, und wenn noch andere Kinder dabei sind, umso besser. Wenn Ihr Kind in der Nachbarschaft mit anderen Kindern Fußball spielt, lernt es tausendmal mehr Sinnvolles als in dem lehrreichsten Tierfilm.

Bewegung: Kinder müssen sich bewegen, je mehr, desto besser. Vor dem Bildschirm sitzen sie nur. Sie haben keine Gelegenheit, ihren Körper zu fühlen, ihre Bewegungen zu optimieren, auf andere einzustellen.

Sozialbindung: Vor dem Bildschirm werden Kinder einsam. Wie traurig ist es anzusehen, wenn Jugendliche in dem Drang, nicht einsam zu sein, über den Bildschirm chatten, statt wirklichen Menschen zu begegnen!

Falsches Vorbild: Dazu kommt natürlich auch der Inhalt dessen, was die Kinder auf dem Bildschirm sehen. Gewaltfilme und Ballerspiele packen die Kinder auf Dauer in ihrer Seele. Sie nehmen das Gesehene ernst. Wenn sie sich dagegen auf dem Spielplatz mit einem Holzgewehr als „Räuber und Polizei“ gegenseitig totschießen, ist dies ein Spiel und wird von allen auch so aufgenommen. Die „Toten“ stehen dabei eben immer wieder auf.

Am besten bekommt es Kindern, wenn sie zu Hause überhaupt nicht fernsehen. Natürlich werden sie sich dann heimlich bei Freunden Filme ansehen. Aber das ist schon etwas anderes, denn man muss sich verabreden, man redet miteinander, und es ist selten. Auch wenn Kinder mit ihren Eltern abends zusammen eine (eine!) Sendung ansehen, ist das nicht weiter bedrohlich, weil es die Familiengemeinschaft gibt. Und Rituale wie das tägliche Sehen des „Sandmännchens“ oder ähnlich kommen Kindern entgegen.

Auf keinen Fall sollte ein Kind einen eigenen Fernseher im Zimmer haben.

Computer gehören heute zum Alltag und zur Allgemeinbildung. Kinder von Computern fern zu halten, wäre daher dumm. Aber Kindern sollte nicht erlaubt sein, mit dem Computer Spiele zu spielen, denn dann kommen all die oben genannten Folgen zum Tragen. Mit dem Computer kann man kommunizieren (eMail!), Zeichnungen anfertigen, Fotos bearbeiten, Texte entwerfen, also kreativ sein. Wenn ein Kind dies lernt und nicht mehrere Stunden täglich vor dem Bildschirm verbringt, kann das eine sehr sinnvolle Förderung sein.

 

Gesundheit fördern

Selbstverständlich gehört es auch zur Erziehung, ein Kind möglichst gesund aufwachsen zu lassen. In heutiger Zeit gibt es dafür genügend Möglichkeiten. Gesunde Ernährung, Reinlichkeit, Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen – alles das ist heute allgemein bekannt und anerkannt, und man muss eher vor Übertreibung warnen. Ich will mich daher darauf beschränken, auf drei Gesundheitsprobleme hinzuweisen, die Eltern in der Regel zu wenig bedenken, weil die heutige Konsumgesellschaft den Blick darauf versperrt.

1. Sie sollten den Süßigkeitenkonsum ihres Kindes zwar nicht verbieten, aber doch weit mehr einschränken, als es heute üblich ist. Zucker hat sehr viele negative Folgen, macht süchtig, führt durch Störung des Sättigungsgefühls häufig zu Fettleibigkeit, macht unruhig und schwächt ganz erheblich die Konzentrationsfähigkeit. Letzteres liegt daran, dass der Körper zum Abbau des Zuckers B-Vitamine benötigt, die dann im Gehirn fehlen. (Wenn Sie es genauer wissen möchten, fragen sie bitte einen Arzt.) Wenn ein Kind viel Süßigkeiten isst, muss man sich nicht wundern, dass es in der Schule Probleme bekommt. Schon in vielen Lebensmitteln, die gar keine Süßigkeiten sind, befindet sich eine erhebliche Menge Zucker. Süßigkeiten sollten Kinder nach bestimmten Ritualen zugeteilt bekommen, keineswegs unkontrolliert konsumieren.

2. Ihnen ist sicherlich schon aufgefallen, dass Läden für Hörgeräte-Akustiker heute stark im Kommen sind. Das liegt nicht nur an der alternden Bevölkerung, sondern heute haben auch viele Menschen, die noch nicht die Mitte ihres Lebens erreicht haben, Probleme mit ihrem Gehör. Die Ursache ist das Hören von sehr lauter Musik im Kindes- und Jugendalter. Lassen Sie Ihr Kind gern lärmern, lärmen sie auch gern mit, aber vermeiden Sie, dass sich ihr Kind über Kopfhörer oder Lautsprecher zudröhnt. Die Folgen zeigen sich zwar erst Jahre oder Jahrzehnte später, liegen aber dennoch in der Verantwortung der Eltern, da Jugendliche zukünftige Gefahren nicht sinnvoll abschätzen können. (Könnten sie das, brauchte es keine elterliche Sorge zu geben, könnte jedes Kind gleich volljährig sein!) Es reicht nicht, Kinder auf die Folgen hinzuweisen, sondern Eltern müssen ihre Verantwortung wirklich wahrnehmen.

3. Unter Mädchen ist es schick, möglichst dünn zu sein, und manche vermeiden deshalb weitgehend das Essen. Wenn Mädchen im Kindes- und angehenden Jugendalter dies tun, besteht die Gefahr, dass sich ihre Knochen nicht ausreichend entwickeln. Sie sind dann nicht nur schlank, sondern haben einen unterentwickelten Knochenbau mit allen dazu gehörenden Folgen. Das können sie später als Erwachsene nicht mehr ändern. Selbst wenn sie viel essen und dick werden, bleiben die Knochen unterentwickelt. Die alte Aufforderung „Kind, iss ordentlich!“ hat wirklich keinen Sinn, wenn Ihr Kind zu wenig isst. Sprechen Sie am besten gar nicht darüber. Damit die Kinder ihre Knochen richtig entwickeln, müssen sie sich vor allem viel bewegen. Chauffieren Sie also ihre Kinder nicht von einem Termin zum anderen, sondern lassen Sie sie laufen oder Fahrrad fahren, je mehr, desto besser. Nutzen Sie jede Gelegenheit, ihr Kind auch in anstrengende Bewegung zu bringen. Das ist nicht nur gut für die physische und psychische Gesundheit (siehe an anderer Stelle), sondern fördert gesunden Appetit und einen gesunden Körperbau. Schlank und schön bleibt ein Mädchen unter den Bedingungen auch ohne Hungern.

 

Materielle Ausstattung der Kinder

Kinder nennen heute sehr viele und sehr teure Gegenstände ihr Eigen. In den Kinderzimmern stapeln sich neue Möbel, Markenkleidung, elektronisches Gerät, oft alles vom Feinsten. Wenn ein Kind materiell gut ausgestattet wird, ist dagegen an sich nichts einzuwenden. Aber der materielle Wohlstand kann Kinder in ihrer Entwicklung hemmen und auch unglücklich machen. Wieso das?

Genauso wie ein Kind wächst, seine Kenntnisse und Fähigkeiten erweitert, muss es auch seine Wünsche immer mehr steigern können. Sowohl erwirbt es mit höherem Alter auch höhere Ansprüche (mehr Taschengeld, teurere Geschenke), als auch muss es die Gelegenheit haben, durch eigene Leistung zu immer mehr Wohlstand zu kommen (angemessene Arbeiten, Belohnungen). Die Möglichkeit einer Steigerung muss immer vor Augen sein.

Wenn ein Kind früh materiell sehr gut ausgestattet wird, gibt es später ein Problem, dieses zu steigern. Entweder ist es schlicht unmöglich oder die Eltern sehen sich damit überfordert. Auch hier ist langfristiges Denken gefragt. Ich habe viele Jugendliche gesehen, die mit 14 Jahren schon alles hatten, was man sich denken kann, obwohl sie aus einem nicht wohlständigen Elternhaus stammten und schlechte Schulleistungen erbrachten. Es ist ein Jammer, zu denken, dass diese Jugendlichen den Höchststand ihres Wohlstandes mit 14 Jahren schon erreicht haben, denn so, wie es aussieht, werden sie aus eigener Kraft in ihrem ganzen Leben nie mehr einen höheren Lebensstandard erreichen. Das macht einen Menschen fürs Leben unglücklich, lässt unter anderem Kriminalität und Drogensucht entstehen. Auf jeden Fall erreichen Eltern mit ihren üppigen Geschenken dann das Gegenteil von dem, was sie anstrebten, nämlich ein glückliches und zufriedenes Kind aufzuziehen.

Besser ist es, auch in Sachen materieller Ausstattung immer mit dem Kind zu ringen. Es muss sich seinen Fortschritt erkämpfen mit Fleiß und guter Argumentation. Es hat dann immer Wünsche offen und ist nie vollständig zufrieden, hat aber ein Leben mit Fortschritt und Zufriedenheit vor sich. Das Argument der Kinder „Die anderen Kinder haben auch alle . . . dürfen auch alle . . ., warum ich nicht?“ sollten Eltern weitgehend ignorieren. Denn erstens ist es bei genauem Hinsehen gar nicht so, dass die anderen auch „alle“ besser ausgestattet sind, sondern nur einige, die bei Kindern dann schnell zum Maßstab werden, und zweitens verantworten und entscheiden allein die Eltern, was ihren Kindern gut tut, und nicht die „anderen“. Es ist gut, nachzuforschen, was denn wirklich bei den „anderen“ Standard ist, aber entscheiden muss man selbst.

 

Die Schule

Für viele Eltern ist das größte Drama im Verhältnis zu ihren Kindern die Schule, bzw. die testierten Schulleistungen ihrer Kinder. Für die Kinder ist die Schule der wichtigste Lebensbereich ihrer Kindheit. Schule hat ein großes Gewicht. Aber viele Eltern missverstehen die Vorgänge in einer Schule, obwohl sie sie selbst durchlaufen haben. Richtig ist erst einmal, dass gerade in Deutschland, dessen Wohlstand allein vom Export von Hochtechnologie abhängig ist, ein hoher Bildungsstand nötig ist, um zu Wohlstand zu kommen. Kinder müssen daher auch in der Schule möglichst viel lernen. Aber wie lernen Kinder möglichst viel? Darüber machen sich die meisten Eltern und viele Lehrer völlig falsche Vorstellungen.

Die meisten Eltern sind nicht im Geringsten daran interessiert, dass ihr Kind in der Schule viel lernt. Sie sind nur interessiert an guten Schulnoten. Und die Lehrer leisten dem oft Vorschub, in dem sie testen, was ein Kind ganz kurzfristig zu Papier bringen kann. Dass dieses Wissen gleich danach wieder vergessen wird, interessiert niemanden. Auf diese Weise kommt ein Kind durch die Schule, hat möglicherweise sogar einen guten Abschluss und kann im Grunde nichts. Die Eltern können dann zwar sagen: Ich habe meine Schuldigkeit getan und meinem Kind einen guten Abschluss ermöglicht. Aber der ist nichts wert. Das Kind kommt nicht durch die Lehre oder nicht durch die ersten Studienjahre – oder es muss kräftig nachholen. Gehen Sie davon aus, dass unsere Schulen schlecht sind! Kümmern Sie sich nicht um gute Noten, sondern darum, was Ihr Kind wirklich lernt, ob es gute Lehrer hat, ob es ihm gut geht in der Schule!

Die Vorstellung, dass Kinder in der Schule ein Paket Wissen kontinuierlich auf das nächste packen und so langsam immer mehr gelernt haben, ist abwegig. So funktioniert Lernen nicht. Deshalb ist es auch abwegig, dass ein Kind „sitzen bleibt“, weil es den „Stoff“ des Jahres nicht gelernt hat. Im Grunde können Sie davon ausgehen: Nur die Schulnoten der letzten zwei Jahre vor dem Abschluss sind wirklich wichtig. Alles andere können Sie getrost vergessen. Ob Ihr Kind einen guten Abschluss macht, hängt kaum davon ab, welche Noten es früher hatte. (Wenn Ihr Kind allerdings eine Schule besucht, in der es „Sitzenbleiben“ gibt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als jedes Jahr im Auge zu behalten, dass Ihr Kind wenigstens versetzt wird. Denn sonst wird es in unserem Schulsystem schnell nach ganz unten durchgereicht – ohne den für das Kind angemessenen Abschluss. Mit sachgerechter Pädagogik hat das allerdings nichts zu tun.)

Vergessen Sie die Noten! Die Schule ist für Ihr Kind in erster Linie ein Sozialisierungsfaktor. Kümmern Sie sich darum, dass es Ihrem Kind in der Gemeinschaft mit den anderen Kindern gut geht. Laden sie Mitschüler/innen zu sich ein. Feiern Sie die Geburtstage Ihres Kindes groß. Beobachten Sie genau, wie sich Ihr Kind in der Schule fühlt, und versuchen Sie gegen zu steuern, wenn es Probleme gibt. Eltern sollten ein Kind in der Schule nicht allein lassen und sich unbedingt darum kümmern, wie es ihm dort geht. Wenn es einem Kind in der Schule gut geht und es sozial anerkannt ist, lernt es auch.

Für ihr Kind ist das soziale Umfeld in der Schule wichtiger als die Noten. Auch für Sie sollte diese Reihenfolge gelten!

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind an außerunterrichtlichen Aktivitäten seiner Schule teilnimmt. Das bringt ein Kind meistens weiter als der Schulunterricht. Melden Sie Ihr Kind in der Sportgemeinschaft, in der Schachgruppe, im Orchester, im Chor, in der Theatergruppe, beim Schüleraustausch usw. je nach Begabung an. Jede Schule bietet etwas an. Engagement, Aufführungen und Wettbewerbe fördern die Persönlichkeit, die Selbstsicherheit und am Ende auch den Schulerfolg Ihres Kindes mehr als der gewöhnliche Unterricht.

Das Lernen von Schulinhalten können Eltern kaum beeinflussen. Machen Sie am besten gar nicht erst den Versuch. Ein Kind lernt nur, wenn es lernen will. Es gibt viele Gründe, warum ein Kind lernen will. Auf keinen Fall will es „fürs Leben“ lernen. Manchmal lernt es aus Interesse, meistens jedoch für jemanden, also um der Lehrerin zu gefallen, um den Eltern zu gefallen, um einen guten Status in der Klasse zu haben usw. Ein Lehrer, der sich so auf die Kinder einstellt, dass sie für ihn lernen, ist ideal. Die Eltern können ihr Kind fördern, in dem sie Interesse an dem zeigen, was ihr Kind Neues gelernt hat (nicht an den Noten!), indem sie überhaupt Schulbildung hoch halten. Wenn Eltern zu ihrem Kind in abwertendem Ton sagen: „In Mathe war ich auch immer schlecht“, müssen Sie sich nicht wundern, wenn ihr Kind Mathematik trotz seiner Wichtigkeit nicht lernt. „Ich bin froh, dass du Mathe viel besser kannst als ich damals“, hört sich schon ganz anders an.

Interessieren Sie sich nicht so sehr für Schulnoten, sondern für das, was Ihr Kind in der Schule wirklich gelernt hat. Staunen Sie und loben Sie ihr Kind dafür.

Es ist völlig sinnlos, ein Kind in irgendeiner Weise zu bestrafen, weil es nicht lernt. Strafen sind überhaupt nur sinnvoll, um Grenzen (die Anordnungen der Eltern, siehe oben) durchzusetzen. Alles andere funktioniert nicht mit Strafen, schon gar nicht das Lernen. Auch wenn die Mutter sich täglich zwei Stunden Zeit nimmt, um mit dem Kind Hausaufgaben zu machen, ist das vergebliche Mühe. Sie erzieht ihr Kind zur Unselbständigkeit. Das Kind muss die Hausaufgaben allein machen. Eltern müssen dafür die Zeit, den Raum und die Ruhe bereit stellen, und sie sollten darauf bestehen, dass das Kind dann nichts anderes tut als sich mit den Hausaufgaben zu beschäftigen. Etwas anderes können Eltern nicht tun, was erfolgversprechend wäre. (Über den grundsätzlichen Sinn von Hausaufgaben will ich hiermit nichts gesagt haben. Ich gehe nur von dem Fakt aus, dass es sie überall gibt.)

Wenn ein Kind innerlich keinen Sinn sieht, etwas zu lernen, ist auch Nachhilfeunterricht vergeblich. Zuerst muss das Kind wollen. Es kann an der Sache selbst interessiert sein („Primärmotivation“) oder jemandem zu Gefallen lernen oder einen Inhalt um des Erfolges wegen lernen („Sekundärmotivation“). Erfolgreiche Eltern und erfolgreiche Lehrer motivieren die Kinder. Lernen müssen die immer selbst.

Bei der Gelegenheit möchte ich noch mit weit verbreiteten Vorurteilen aufräumen:

1. Es ist keineswegs so, dass ein Jugendlicher mit guten Schulnoten mehr gelernt haben muss als einer mit schlechten Schulnoten. Die Tests in der Schule sind sehr unzulänglich. Gute Schüler schreiben vielleicht gute Arbeiten, vergessen aber anschließend alles wieder. Dagegen schreibt ein schlechter Schüler vielleicht punktuell schlechte Arbeiten, hat aber den Schulunterricht weitgehend verstanden und behalten. Ersterer hat den kurzfristigen Vorteil des besseren Zugangs zu weiterführender Bildung. Letzterer hat den langfristigen Vorteil der besseren Grundbildung.

2. Es ist keineswegs generell so, dass es gute Schüler als „Streber“ in einer Klasse schwer haben. Im Gegenteil, Kinder mit guten Schulleistungen haben dadurch in der Regel auch einen besseren Stand in der Gemeinschaft.

3. Es ist keineswegs so, dass Kinder es in der Schule schwer haben, wenn sich Eltern über Lehrer beschweren. Das Gegenteil ist der Fall, und wenn es nur den Effekt hat, dass der Lehrer sich in Zukunft bei diesem Kind etwas genauer überlegt, was er tut. Bei so vielen Kindern geht vieles durch die Lappen, und jedem Kind tut etwas mehr Aufmerksamkeit gut. Beschwerden sollten aber wirklich begründet sein und immer erst bei dem Betroffenen vorgebracht werden. Und beschweren Sie sich bitte nicht, wenn es Ihre eigenen Erziehungsversäumnisse sind, die den Misserfolg Ihres Kindes hervorrufen!



Problemfall Junge

Ganz offensichtlich sind es heute mehr die Jungen, die in Schule und Elternhaus Probleme bereiten. Mädchen haben die besseren Schulabschlüsse und kommen wesentlich leichter durch Kindheit und Jugend als Jungen. Man kann mit gutem Recht sagen, dass es heute ein Jungenproblem gibt. Warum kommen Mädchen leichter voran? Sie sind angepasster, kommen Ansprüchen von außen leichter nach. Das hat nichts damit zu tun, dass Mädchen intelligenter wären als Jungen (obwohl Anpassung sehr wohl eine Intelligenzleistung ist), sondern liegt im unterschiedlichen Geschlecht begründet. Lehrer lieben Mädchen, denn diese tun leichter, was sie sagen, sind ruhiger, stören weniger und quittieren ihre Arbeit mit besseren Le*istungen. Dadurch werden Jungen besonders in der Schule heutzutage massiv benachteiligt. Sie können aber nichts dafür, dass sie Jungen sind.

Um den geschlechtlichen Unterschied zu erklären, muss man wieder einmal tief in die biologische Kiste greifen, diesmal aber besonders tief, bis an den Grund. Jedes – wirklich jedes – Lebewesen hat einen extrem starken Trieb, seine eigenen Gene erfolgreich weiter zu geben. Ein Lebewesen, das nicht immer Vorfahren mit solchem Trieb gehabt hätte, würde erst gar nicht existieren. Dieser Trieb ist auch im Menschen genetisch programmiert. Dass sich viele Menschen dafür entscheiden, ihre Gene überhaupt nicht weiter zu geben, ist der menschlichen Kultur zuzurechnen, ursprünglich sind aber Instinkte auf möglichst erfolgreiche Weitergabe angelegt. Nun werfe man einen Blick auf den Urmenschen, der in einer Horde lebte. Die Rangordnung in der Horde ist für jeden wichtig, Mann oder Frau. Aber sie ist nicht gleich wichtig. Eine rangniedrige Frau bekommt sicherlich nicht den Mann, den sie will, und kann deshalb ihre Gene nicht mit optimaler Nachkommenschaft weiter geb.n+.Aber es gibt garantiert kein Problem, dass auch sie regelmäßig schwanger wird und dadurch ihre Gene wenigsten suboptimal weiter gibt. Ein rangniedriger Mann allerdings kann seine Gene möglicherweise überhaupt nicht weitergeben, weil ihm immer ein ranghöherer zuvorkommt. Für einen Mann ist biologisch der Kampf um die Rangordnung ungleich wichtiger.

Nicht nur Jungen müssen ständig auf sich aufmerksam machen, ständig Wettkämpfe anzetteln, Rangordnungen auskämpfen, auch bei erwachsenen Männern ist dies hinlänglich zu beobachten und durch die Kultur nicht völlig zu verdecken, wie Sie sofort aus eigener Beobachtung bestätigen werden. Ganz egal, ob Geburtstagsfeier oder Bundestag – Männer produzieren sich viel mehr als Frauen. Erstaunlich ist deshalb, dass auch männliche Lehrer oft so wenig Verständnis für das Verhalten von Jungen haben.

Jungen rennen meistens kräftiger gegen ihre Grenzen an und müssen entsprechend kräftiger auf ihre Grenzen verwiesen werden, aber man darf ihnen nicht übel nehmen, dass sie sich wie Jungen verhalten. Man muss mit ihnen toben, ein bisschen burschikoser sein, sie nicht immer zurechtweisen, nur weil sie wieder einmal laut waren, sondern lieber selbst mit ihnen laut sein. Bei Jungen gelingt es leichter, einen Gruppengeist zu erzeugen, und sie folgen ihrem erwachsenen „Führer“ williger als Mädchen. Jungen sind in der Regel auch leichter für ein Sachthema zu begeistern als Mädchen. Mit anderen Worten: Jungen kann man nicht weniger leicht erziehen als Mädchen, man muss es nur anders machen als bei Mädchen. Und ihr Lärmen und Hervortun sollte man, so weit es geht, anerkennend tolerieren. Stück für Stück muss man Jungen zeigen, wie sie eigene Leistung verwenden können, um sich hervorzutun. Je mehr das gelingt, desto angepasster und leistungswilliger, also erfolgreicher, werden auch Jungen.



Kinderarbeit

Kinder sollten nicht völlig von jeder Arbeit befreit sein, die um ihretwillen geleistet wird. Sie müssen so früh wie möglich lernen, dass Arbeit zum Lebensunterhalt dazu gehört. Natürlich darf man Kinder dabei nicht überfordern, aber der heutige Standard, dass Kinder nur Ansprüche stellen, aber nichts dafür tun müssen, ist nicht förderlich für ein Kind. Wichtige Maßstäbe gehen verloren, Leistung anderer wird als selbstverständlich konsumiert. Wer als Kind eine solche Einstellung verfestigt, hat es später schwer.

Daher sollten Sie sich die Mühe machen, ihr Kind zur Mithilfe anzulernen. Die Mithilfe sollte eine regelmäßige Pflicht und nicht von der Stimmung der Eltern abhängig sein. Die Aufgaben, die ein Kind zu erledigen hat, müssen sehr klar definiert sein. Es hat keinen Sinn, einem Kind zu sagen: „Räum dein Zimmer auf!“ oder „Feg den Fußboden!“. Das Kind wird dann aufräumen oder fegen, aber der Raum ist hinterher weder aufgeräumt noch sauber. Ein Kind muss mindestens 13 oder 14 Jahre alt sein, bevor es die Dreckteilchen oder die Unordnung überhaupt wahrnimmt. Es ist für Erwachsene schwer vorstellbar, aber ein Kind sieht das nicht. Die Aufgaben für die Kinder müssen weniger komplex sein, etwa Müll getrennt in Müllbehälter werfen. Oder Geschirr aus der Spülmaschine ausräumen. Wenn Sie Ihr Kind aufräumen lassen wollen, müssen Sie sehr genaue Anweisungen geben: Alle Legosteine vom Fußboden in die Kiste. Wenn Sie kontrollieren, zeigen sie auf vergessene Steine. Langsam und Stück für Stück wird das Kind lernen, solche Aufgaben zu bewältigen. Am besten ist es, sie räumen mit dem Kind zusammen auf. Sie heben ein Stück nach dem anderen auf und lassen das Kind es wegräumen. Aber dadurch haben Sie mehr Arbeit, als wenn Sie selbst aufräumten!

Ältere Kinder und Jugendliche sollten sich massiv an der Hausarbeit beteiligen, nicht nur ein wenig. Die Idee vom „Hotel Mama“ darf gar nicht erst aufkommen. Dass Sie dann anleiten, kontrollieren und Unzulängliches tolerieren müssen, ist zwar lästig, aber es lohnt sich. Erstens wird Ihr Kind angemessen auf ein späteres selbständiges Leben vorbereitet, und zweitens ist die Mitarbeit der Jugendlichen, wenn man nur konsequent genug ist, auf Dauer eine wirkliche Entlastung der Eltern. Die Investition zahlt sich aus.

Ob die Mitarbeit der Kinder von den Eltern als selbstverständlicher Familienbeitrag gewertet wird oder ob sie ein Taschengeld darauf auszahlen, ist nicht von Belang. Beides ist erzieherisch sinnvoll.

Bedenken Sie aber bitte, dass Sie Ihre Kinder sehr wohl mitarbeiten lassen sollten, ihnen aber nicht echte Verantwortung, z.B. für jüngere Geschwister, übertragen können. Auch wenn das in vielen Kulturen üblich ist – ein Kind unter unserem Bildungsanspruch wird damit überfordert.



Trost für Eltern

Wenn ich die vorstehenden Regeln nicht für sinnvoll und erfolgreich halten würde, hätte ich sie nicht aufgeschrieben. Aber niemals wird es Ihnen gelingen, alle diese Rezepte wirklich einzuhalten. Vielleicht halten Sie auch das eine oder andere für gar nicht so sinnvoll. Nur die Gesamtrichtung, die muss stimmen. Deshalb habe ich eine Bitte zum Schluss: Halten Sie sich nicht für schlechte Eltern, nur weil Sie nun lesen, dass Sie manches hätten anders machen können. Bleiben sie selbstbewusst. Erziehung ist eine sehr komplexe und vor allem ganz natürliche Angelegenheit. Eigentlich braucht man keine Rezepte. Ich habe nur versucht, das Natürliche unter all dem Schutt unserer Kultur wieder ans Licht zu holen.



 

 

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Pädagoge oder Therapeut?

Wenn ein Kind sich nicht so entwickelt, wie die Eltern es wünschen, läge es nahe, einen Pädagogen zu Rate zu ziehen. Aber das geschieht so gut wie nie. Lieber suchen Eltern einen Arzt auf oder sogar einen Psychiater. Warum eigentlich?

Die erste Begründung liegt darin, dass man einen Pädagogen gar nicht so leicht findet. Die Lehrer haben zwar viel Erfahrung mit Kindern, kümmern sich aber hauptsächlich um das Unterrichten und nicht um die individuelle Entwicklung von Kindern. Außerdem haben sie in den meistens Fällen auch nur sehr wenig Pädagogik studiert. Die diplomierten Pädagogen dagegen haben meistens nur wenig Erfahrung mit Kindern. Wenn Eltern sich also an einen Pädagogen wenden wollen, müssen sie sich selbst einen suchen, dem sie vertrauen.

Zweitens haben Eltern, besonders Mütter, vor einem guten Pädagogen regelrecht Angst. Denn Pädagogen betrachten das Kind unter dem Aspekt des Lernens. Jeder Mensch lernt, je jünger, desto mehr. Lernen ist eine Verhaltensänderung aufgrund äußerer Umstände. Pädagogen helfen, die äußeren Umstände so zu organisieren, dass das Kind sein Verhalten ändert. Manchmal genügt eine kleine, aber gut durchdachte Weichenstellung, und das Kind „kriegt die Kurve“, entwickelt sich auf einem anderen Gleis weiter. Aber Mütter fürchten, dass dadurch Mängel ihrer eigenen Erziehungsleistung offenbar werden, was gesellschaftlich nur schwer zu ertragen ist. Wenn ein Arzt eine Diagnose stellt und Tabletten verschreibt, dann kann die Mutter darauf verweisen, dass ihr Kind leider krank ist und sie selbst keine Verantwortung dafür trägt. Doch die Verantwortung gibt es in dem Sinne gar nicht, denn niemand kann von einer beliebigen Mutter erwarten, dass sie wie ein ausgebildeter und erfahrener Pädagoge handelt - ebenso, wie niemand von ihr erwartet, dass sie im Krankheitsfall wie ein Arzt handelt.

Die heute vorherrschende Idee, eine Mutter sei verantwortlich für die Erziehung ihrer Kinder, ist ohnehin abwegig. Bei der biologischen Art „Mensch“ ist die Mutter nur zunächst vollständig zuständig, Sie hat schon vor der Geburt Kontakt mit ihrem Kind, gebiert es, säugt es und trägt es bei sich. Spätestens aber, wenn das Kind laufen kann, übernimmt sukzessive die Horde immer mehr Teile der Erziehung - durch Vorbild, Konditionierung, Sanktionen. Spätestens, wenn ein Kind jugendlich wird, wäre eine Mutter zu Recht überfordert, wenn man ihr noch die Erziehungslast aufbürdete. Andererseits wird die moderne Gesellschaft von Vereinzelung dominiert; die natürliche „Horde“ gibt es nicht mehr. Die abgeschottete Kleinfamilie oder die Alleinerziehende sind die Regel. Weitere ernsthafte Bezugspersonen außer den Eltern sind daher für die gute Entwicklung der Kinder sehr hilfreich.

Eltern, die von sich abstrahieren und nur eine gute Entwicklung für ihr Kind anstreben, können bei einem Pädagogen viel Hilfe finden. Er wird dann zuerst versuchen, das Kind und sein Umfeld möglichst gut kennen zu lernen. Dann erst wird er Vorschläge machen, wie die Umfeldbedingungen geändert werden können. Im Normalfall reagiert das Kind positiv darauf, weil es fühlt, dass es glücklicher werden kann. Wie weit es in gewünschter Weise reagiert, liegt aber nicht nur an den Eltern, dem Pädagogen und dem Umfeld, sondern natürlich auch an der inneren Struktur des Kindes. Kinder sind eigene Personen, die zwar leicht beeinflussbar, aber doch nicht unbegrenzt verformbar sind. Der Sinn der Erziehung liegt ja nicht darin, eine Persönlichkeit zu kreieren, sondern die schon vorhandene möglichst optimal zu entwickeln. Und wenn das nicht „von selbst“ läuft, kann ein Pädagoge helfen.